Boogie Nights

Einblicke ins Pornogeschäft der 70er Jahre werden dem Zuschauer mit dem Zweitwerk von P.T. Anderson geliefert und nebenbei einer der sehenswertesten Filme der 90er Jahre!

Ende der 70er Jahre in Los Angeles. Der junge Eddie Adams ist Küchenhilfe in einem Nachtlokal, wo er eines Abends auf den Porno-Regisseur Jack Horner trifft. Dieser ist von dem Jungen fasziniert und lädt ihn zu sich ein. Als Jack dann noch erfährt, dass Eddie zu seinem guten Äußeren auch noch ein dickes Ding in der Hose hat, nimmt er ihn unter Vertrag und erfüllt Eddie zudem noch seinen Traum. Schnell steigt Eddie unter seinem Künstlernamen „Dirk Diggler“ zu einem Pornostar auf. Von nun an beherrschen Pornodrehs und Partys sein Leben. Als mit der Zeit auch noch Drogen ins Spiel kommen, lernt Dirk Diggler die Schattenseiten der Branche kennen, hebt immer mehr ab und wird schlussendlich von Jack gefeuert. Der Versuch im Musikbusiness Fuß zu fassen schlägt fehl und so rutscht Dirk immer tiefer in den Schlamassel. Am Tiefpunkt angelangt, kehrt er zu seinem früheren Mentor Jack zurück und bittet ihn um Hilfe. Denn Dirk Diggler muss das tun, was er am besten kann und wozu er die besten Voraussetzungen hat…

Paul Thomas Anderson schuf mit Boogie Nights, seinem zweiten Film nach Hard Eight (Last Exit Reno), ein wahres Film-Meisterwerk. Basierend auf seinem eigenen Kurzfilm The Dirk Diggler Story, welcher von einem Dokumentarfilm über einen wahren Pornodarsteller namens John Holmes inspiriert wurde, erzählt P.T. Anderson teils in satirischer Art und Weise und auch teilweise in dramatischer die Geschichte des Eddie Adams, der vom Tellerwäscher zum Pornostar aufsteigt und sich am Ende fast zu Grunde richtet.

Boogie Nights kann grob in zwei Hälften geteilt werden. In der ersten Hälfte geht es um den Einstieg ins Pornobusiness und den raschen Aufstiegs von Eddie. Mittlerweile unter dem genialen Künstlernamen „Dirk Diggler“. In der zweiten Hälfte beginnt dann die Krisenzeit und der Fall des ehemaligen Porno-Kings. Während des gesamten Films erfährt der Zuschauer nichts über den Hintergrund der Personen, z.B. warum sie ins Pornogeschäft einstiegen. Boogie Nights stellt auch keine moralischen Fragen, erhebt nicht den Zeigefinger, aber verschönert auch nichts. Es wird schlicht und einfach die Ist-Situation dargestellt und wie die Figuren damit fertig werden oder auch nicht. Selbst am Ende gibt es kein richtiges Happy End. Es hat sich nichts verändert und vielleicht ist das das traurige an der ganzen Geschichte (vgl. Amber mit ihrem resignierenden Blick alleine vor dem Spiegel).

Mittelpunkt der Geschehnisse ist das Haus von Jack Horner, dem Porno-Regisseur, der eine Art Vaterfigur für alle Beteiligten darstellt. Seine Frau und Pornodarstellerin Amber übernimmt dabei die Mutterrolle. So entsteht dieses wundersame Bild einer großen Familie, die Pornos am laufenden Band produziert. Boogie Nights betrachtet das Pornogeschäft Ende der 70er/ Anfang der 80er Jahre und so bekommt man dementsprechend auch Sexszenen zu sehen. Doch durch die Tatsache, dass man weiß, worum es im Film geht, müssen nicht in jeder Szene nackte Brüste zu sehen sein. Vielmehr rücken die Darsteller in den Vordergrund, die angefangen mit Mark Wahlberg als Eddie Adams, Burt Reynolds als Jack Horner, Julianne Moore als Amber, John C. Reilly als Reed, Heather Graham als Rollergirl, William H. Macy als Little Bill oder auch Philip Seymour Hoffman als Scotty einfach überragend sind. Dazu kommen noch tolle Kameraeinstellungen bzw. -fahrten, wo Szenen mehrere Minuten lang am Stück gezeigt werden und so alle Figuren in einem Schnitt zu sehen sind. Dies alles wird mit cooler und funkiger Musik untermalt. Auch optisch wirkt der Film durch die Überarbeitung sehr ansprechend und man sieht ihm nicht an, dass er vor über 15 Jahren produziert worden ist. Die Verpackung als aufklappbarer Pappschuber ist sehr schick und bietet noch ein Essay auf der Innenseite. Das Bonus-Material hingegen ist doch recht mager (Laufzeit ca. 50 min.). Aber die beiden gelungenen Audiokommentare können über die restlichen Extras hinweg trösten. Informativ und auch unterhaltsam – so machen Audiokommentare Spaß.

Boogie Nights ist ein großer Film von einem noch größeren Drehbuchautor und Regisseur namens Paul Thomas Anderson. Ich kann diesen Film nur empfehlen. Die Geschichte, die Schauspieler, der 70er/80er Jahre Flair – hier stimmt so ziemlich alles. Ein Film, den man einfach gesehen haben muss!

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