American Gangster

In dem Gangster-Epos von Ridely Scott treten Denzel Washington und Russell Crowe gegeneinander an und bekämpfen sich fernab des klassischen Mafia-Milieaus in Harlem der 70er Jahre. Was bleibt ist letztendlich ein glanzloser Gangsterfilm in einer sehr gelungenen Extended Collector´s Edition.

Harlem Ende der 70er Jahre. Der Gangsterboss Bumpy Johnson stirbt und mit ihm auch die Ordnung und das Gleichgewicht innerhalb New Yorks zwischen den rivalisierenden Gangs. Sein langjähriger Begleiter und Ziehsohn Frank Lucas versucht nun Bumpys frühere Macht an sich zu reißen und die anderen Gangster in ihre Schranken zu weisen. Um seine Position und sein Geschäft, den Heroinhandel zu stärken, beseitigt Frank Lucas den Mittelsmann und fängt an das Heroin selbstständig aus Südostasien zu importieren. Durch die richtigen Kontakte, Bestechungen und einem skrupellosen Vorgehen schafft es Frank Lucas innerhalb kürzester Zeit seine Konkurrenz auszuschalten und zu einem respektierten und vor allem gefürchteten Drogenbaron aufzusteigen, der sogar der Mafia ernsthaft Sorgen bereitet. Doch auf der Spitze seines Erfolges wird Frank Lucas sich selbst untreu und begeht einen entscheidenden Fehler, der den engagierten Cop Richie Roberts aufmerksam auf Frank Lucas werden lässt…

Ridley Scott (Königreich der Himmel, Gladiator, Blade Runner) schuf mit American Gangster ein wahres Gangster-Epos, das auf echten Ereignissen beruht und sich um den Gangster Frank Lucas dreht, der Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre in New York ein Drogenimperium aufbaute und täglich bis zu einer Million Dollar verdiente. Angefangen als Fahrer und später Beschützer von Bumpy Johnson, erstieg Frank Lucas nach Bumpys Tod dessen Thron als Gangsterboss und wurde schnell zum gefürchteten Drogenbaron. Mit Umbarmherzigkeit und Gerissenheit ließ er seiner Konkurrenz auf dem Heroinmarkt keine Chance. Durch den direkten Bezug des Heroins vom „Hersteller“ brauchte Frank Lucas keine Zwischenhändler zu bezahlen und bekam dazu noch einen nahezu hundert Prozent reinen Stoff, den er nach belieben strecken konnte. Alles lief optimal, doch Erfolg macht einem auch Feinde, besonders bei der Konkurrenz und auch die Polizei wird schnell aufmerksam. Wie der Polizist Richie Roberts, der zu dieser Zeit auf der Suche nach den ganz dicken Fischen im Heroinhandel war und einer der wenigen Cops, die nicht zu bestechen waren.

American Gangster erzählt genau genommen parallel die Geschichten von dem Kriminellen Frank Lucas und dem Polizisten Richie Roberts bis sich ihre Wege gegen Ende überschneiden. Denzel Washington übernimmt dabei überzeugend gut den Part des kaltblütigen Gangsters, der in seinem Maßanzug am helllichten Tag einem anderen auf offener Straße in den Kopf schießen und sich dann ganz normal wieder ins Restaurant begeben kann um weiter zu essen. Sein Gegenspieler wird von Russell Crowe verkörpert, der den Polizisten Richie Roberts sehr gut spielt. Zusätzlich treten noch Leute wie RZA oder Cuba Gooding Jr. in Nebenrollen auf. Was einem als Zuschauer auffällt ist die düstere Optik des Films, dessen Bilder wie mit einem grauen Filter bedeckt scheinen. Dies wirkt ziemlich stimmungsvoll und ansprechend. Begleitet werden die Bilder von einer sehr gelungenen und extrem coolen Musik. Zudem sind die Schauplätze im Film abwechslungsreich und gut ausgesucht, ob Cafés, Villen, Straßen oder auch der Dschungel. Im Laufe des Films gibt es in dieser Hinsicht Abwechslung genug.

American Gangster ist fast schon ein Paradoxon. Obwohl der Film (in der extended version) über zweieinhalb Stunden geht und wenige Höhepunkte hat, ist er nie langweilig oder uninteressant. Das langsame Tempo und die konstante Spannungskurve passen eigentlich ganz gut und machen den Film bis zu einem gewissen Grad auch sehenswert. Auch die Tatsache, dass Nicholas Pileggi als geschäftsführender Produzent mitwirkte, ist positiv anzumerken. Er war schließlich auch maßgeblich an GoodFellas und Casino beteiligt. Und hier wäre auch die größte „Schwäche“ von American Gangster, nämlich, dass er sich zwangsläufig mit Filmen wie Scarface, GoodFellas oder eben Casino vergleichen lassen muss. Die mehr oder weniger ebenfalls auf wahren Personen beruhen und auch eine Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Gangsters erzählen. Wobei American Gangster hier die Seite des dunkelhäutigen Verbrecherbosses darstellt, abseits der Mafia. In diesem Vergleich mit den genannten Filmen fällt American Gangster doch etwas ab. Mir fehlt persönlich die Entwicklung von Frank Lucas vom treuen Gefolgsmann zum gefürchteten Gangsterboss. Es passiert irgendwie zu schnell, dass er die Geschäfte des verstorbenen Bumpy übernimmt und scheinbar problemlos das Heroin importieren kann. Außerdem fehlen vielleicht noch ein paar Konfliktsituationen zwischen Frank Lucas und seinen Konkurrenten. Einige Auseinandersetzungen mehr hätten dem Film die richtige Würze verliehen.

Die erweiterte Fassung des Films auf der ersten DVD bietet netto 18 min. mehr Laufzeit inklusive einem alternativem Ende, was ich persönlich nicht so gut finde wie das Ende in der Kinoversion. Nach dem Abspann folgt noch eine Mini-Szene, die ursprünglich als Anfang in längerer Fassung gedacht war. Etwas nervig ist die Tatsache, dass die zusätzlichen Szenen der extended version nicht deutsch synchronisiert sind und nur den Originalton mit deutschen Untertiteln bieten. Das Bonus-Material ist hingegen wirklich sehr gelungen. Angefangen mit dem Audiokommentar (deutsch untertitelt) von Regisseur Ridley Scott und dem Autor Steven Zaillian bis zum Making of ist alles Wissenswerte drin und mit einer Gesamtlaufzeit von rund 250 min. auch ziemlich umfangreich.

Abschließend kann man festhalten, dass American Gangster durch seinen eigenen Stil auf jeden Fall interessant und sehenswert ist. Auch wenn er nicht an Casino etc. rankommt (was er auch nicht muss), so stimmt doch das Gesamtpaket dieser „Collectors Edition“, auch wenn man Negatives wie die fehlende Synchronisation und das nicht gelungene Storytelling in Kauf nehmen muss.

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