Die Coen-Brüder liefern einen Gangster-Noir und bedienen eine Nische des Genres. Insider werden das Werk sicher kennen – alle anderen verpassen nicht viel.
Die Brüder Ethan und Joel Coen (Blood Simple, No Country for Old Man) schufen mit Miller´s Crossing einen Film-Noir im Gangster-Gewand. Die Geschichte handelt von Tom, dessen Boss Leo kurz vor einem Bandenkrieg mit dem italienischen Gangster Caspar steht, weil er dessen Buchmacher Bernie in Schutz nimmt und nicht an Caspar ausliefern will, obwohl dieser es ausdrücklich verlangt. Der Buchmacher ist zufällig der Bruder von Leos Geliebten Verna, die in der Story den Part der Femme fatale einnimmt und ein Verhältnis mit Tom hat. Als die Dinge beginnen heiß zu werden, versucht Tom mit viel Raffinesse die beteiligten Personen zu kontrollieren und gegeneinander auszuspielen. Dabei muss er aber aufpassen nicht selbst zum Spielball der Ereignisse zu werden…
Miller´s Crossing überzeugt durch die dichte und intelligente Geschichte. Obwohl der Film sehr dialoglastig ist, entsteht während der Spielzeit von 106 min. (ohne Abspann) kaum Langeweile. Der Mix aus Gangsterfilm und Film Noir wirkt gelungen und macht den Film dadurch noch interessanter. Zum einen ist da ein Einzelgänger, der in Sachen verstrickt wird, aus denen er jetzt heil raus zukommen versucht (wobei sich hier Tom selbst in die Geschehnisse verstrickt und nicht unfreiwillig wie im klassischen Film-Noir). Zum anderen bekommt der Zuschauer hier Elemente des Gangsterfilm-Genres geboten, wie harte Kerle in Mänteln mit Maschinenpistolen unterm Arm, Korruption und machthungrige Unterweltbosse.
Die Humoreinlagen sind dagegen teilweise unpassend und wirken fehl am Platz. Die deutsche Synchronisation ist nicht wirklich schlecht, senkt aber die Qualität des Films. Hier sei der Originalton zu empfehlen. Schon allein wegen dem Slang der Sprache. Das Bonus-Material umfasst Interviews, Trailer und eine Photogalerie und ist mit ca. 25 min. Laufzeit eher dürftig. Wahrscheinlich durfte man auch bei einem über 18 Jahre alten Film nicht mehr erwarten. Der Nachteil an Miller´s Crossing bzw. der Nachteil für Miller´s Crossing besteht in der Tatsache, dass viele Leute diesen Film zu spät sehen und erst nach Filmen wie Goodfellas, Es war einmal in Amerika oder Der Pate. So gehen sie dann mit falschen Erwartungen an den Film und sind dann womöglich enttäuscht. Man kann diesen Film auch mit The Untouchables vergleichen: Beide sind durchaus keine schlechten Filme, haben aber mit der enormen Konkurrenz zu kämpfen, die im Gangsterfilm-Genre herrscht. Daher bedient Miller´s Crossing eher sowas wie eine Nische in der Filmwelt und ist wohl nur Cineasten zu empfehlen, für die nicht nur der Film von Bedeutung ist, sondern auch der Regisseur bzw. Drehbuchautor.
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